Motorsport-Festival der Extraklasse: 45.000 Fans feiern klassische Rennfahrzeuge und packende Rennen
- Die ADAC Hockenheim Historic fasziniert auch bei der 20. Auflage die Fans
- Rekord: Rund 45.000 Besucher erlebten an drei Tagen klassischen Motorsport pur
- Elf Rennserien boten Action zum Genießen, vielfältiges Rahmenprogramm erfreut Jung und Alt
Die Begeisterung der Motorsportfans für die „ADAC Hockenheim Historic – Das Jim Clark Revival“ hält unverändert an. Zur 20. Auflage der Classic-Veranstaltung strömten bei Kaiserwetter insgesamt knapp 45.000 Zuschauer ins Motodrom. Sie erlebten einmal mehr ein PS-Festival erster Güte. Die elf teilnehmenden Rennserien boten ein breites Spektrum von artgerecht bewegten Rennfahrzeugen aus beinahe neun Jahrzehnten.
In diesem Jahr stand das Jim Clark Revival im Zeichen der nun 60 Jahre zurückliegenden Saison 1965, welche die erfolgreichste in der Karriere des Schotten bleiben sollte. Sein zweiter Formel-1-WM-Titel wurde seinerzeit flankiert von den Triumphen in der französischen und englischen Formel-2-Meisterschaft, der in Australien und Neuseeland ausgetragenen Tasman-Serie sowie der 500 Meilen von Indianapolis, wo der GP-Star der Oval-Elite eine schmerzhafte Niederlage zufügte. Die ADAC Hockenheim Historic 2025 erinnerte aber auch an den wenige Tage zuvor verstorbenen Jochen Mass, dessen Name ebenfalls untrennbar mit der Geschichte des Hockenheimrings verbunden ist.
„Wir sind in diesem Jahr in Gedanken nicht nur beim Namensgeber der Veranstaltung, Jim Clark, sondern auch bei Jochen Mass. Vor wenigen Wochen hat er noch das Vorwort für das Programmheft der ADAC Hockenheim Historic verfasst, heute weilt er leider nicht mehr unter uns. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren“, sagt Jochen Nerpel, Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH.
Die meisten der vielen Zuschauer haben die beiden Rennlegenden wohl nie live fahren sehen, dennoch zeigt auch der Zuspruch der jungen Fans bei der ADAC Hockenheim Historic: Historischer Motorsport ist ein Publikumsmagnet mit aufsteigender Tendenz. „Ich bin sicher, dass der historische Motorsport eine große Zukunft hat, weil er Emotionen weckt. Und das freut mich sehr“, sagt Anton Werner, der in seinem Audi 200 quattro den ersten Wertungslauf der „Tourenwagen Golden Ära“ gewann.
Zwar geht es bei der ADAC Hockenheim Historic nicht in erster Linie ums Ergebnis, doch ganz ohne Ehrgeiz gehen die Protagonisten dann doch nicht zu Werke. So haderte Anton Werner im zweiten Rennen mit einem Elektrikdefekt, der seinem Markenkollegen Altfrid Heger am Sonntag eine Soloflucht ermöglichte. Zweiter wurde in beiden Läufen der Däne Kris Nissen im BMW M3 E30. Rang 3 am Samstag belegte Yannik Trautwein (BMW 320i E36 STC), der sich im Sonntagsrennen nach einem Dreher knapp dem drittplatzierten Ford Sierra RS500 Cosworth von Sebastian Asch beugen musste.
Dessen Vater Roland entfachte im Mercedes 190E Evo1 von Startposition 29 aus eine mitreißende Aufholjagd und wurde am Ende Zehnter. „Das hat so viel Spaß gemacht, und das Interesse der Fans war einfach unglaublich“, schwärmte die DTM-Legende, die auch mit 74 Jahren nichts von ihrem hohen Benzingehalt im Blut eingebüßt hat.
Viel Action bei den Formel-1-Boliden
Weitere Publikumsmagneten waren einmal mehr die Formel-1-Boliden aus der BOSS GP-Serie und der Masters Historic Legends. Während der Österreicher Ingo Gerstl im Toro Rosso zu zwei ungefährdeten Siegen in der BOSS GP fuhr und jeweils vom aus der deutschen Formel 3 bekannten Letten Haralds Slegelmilhs im Dallara-Gibson V8b aus der World Series gefolgt wurde, ging es bei den Briten und ihren Boliden richtig zur Sache.
Drei Safety-Car-Phasen im Sonntagslauf bewiesen, dass die Masters-Piloten alles andere als einen Concours d’Elegance im Sinn haben. Tags zuvor war es Matthew Wrigley, der in seinem Tyrrell 011 Markenkollege Jamie Constable und den Iren Mike Cantillon im Williams FW08 hinter sich halten konnte. Im zweiten Durchgang, der nach einem Motorschaden am LEC CRP1 von Peter Williams vorzeitig beendet werden musste, lag Warren Briggs im McLaren M29 am Ende vor Wrigley und Werner D’Ansembourg im Brabham BT49. Angetrieben wurde alle Rennwagen von einem V8-Cosworth-DFV-Motor, dem erfolgreichsten Triebwerk der Grand-Prix-Geschichte.
Bei den Masters Endurance Legends drückte Jamie Constable im Zytek 04S beiden Läufen seinen Stempel auf. Zweiter in Heat 2 wurde Christophe Bouchut, Ex-Mercedes-Pilot bei den 24 Stunden von Le Mans. Der Franzose steuerte einen Lotus Enso CLM-P1.
Volle Starterfelder
Daneben waren es auch die verschiedenen weiteren Sport- und Tourenwagen-Klassen, welche die Fans begeisterten. Insbesondere die mit 31 Fahrzeugen exzellent besetzte Historic Grand Prix Cars Association, die mit den ältesten Fahrzeugen im Feld aufwarten konnte, ließ so manchen jungen Fan staunend zurück. Wie im Vorjahr war es ein Maserati 6CM aus dem Jahr 1937, der sich den Titel des „Seniors“ der Veranstaltung sicherte.
Ebenfalls gut gefüllt waren die Teilnehmerfelder in der Lurani Trophy, die durch Marco Werner und Manfredo Rossi jeweils den Sieg eines Lotus 22 sah, sowie der ADAC Graf Berghe von Trips Pokal. Insgesamt 33 Formelfahrzeuge der diversen Klassen kämpften hier um die Trophäe mit dem Namen des 1961 beim Großen Preis von Italien in Monza tödlich verunglückten Rheinländers. Den Sieg im ersten Durchgang sicherte sich Luciano Arnold im Brabham-Cosworth F2 vor den Formel-3-Fahrzeugen von Volker Böhm (Dallara-Alfa) und Louis Henkefend (Martini-Toyota) sowie Ralf Goral im Formel Opel Lotus. Am Sonntag lautete die Reihenfolge: Böhm vor Arnold und Goral.
Stets ein Hingucker und -hörer sind die Boliden des DRM Revivals, die ob der enormen Teilnehmerzahlen in diesem Jahr von den Tourenwagen Golden Ära getrennt wurden. Der erste Lauf wurde auf den Podestplätzen zur reinen Porsche-Angelegenheit. Daniel Schrey triumphierte im Kremer-935 K3 vor Manfredo Rossi Di Montelera und Manfred Niederhof sowie Franz Straub im De Tomaso Pantera und Wolfgang Kaupp im Opel Kadett. In Lauf 2 siegte Schrey vor Niederhof sowie den „Kadetten“ Kaupp und Jonas Remmele. Pech hatte Peter Mücke, der am Samstagabend die Segel streichen musste, nachdem im ersten Lauf ein Kolben am rund 700 PS starken Turbo-Capri den Dienst quittiert hatte.
Spannende Rennentscheidungen im ADAC Prototype Cup Germany
Die Brücke zur Neuzeit schlugen die Protagonisten des ADAC Prototype Cup Germany, die in ihren LMP3-Boliden im Rahmen des Jim Clark Revivals ihre Saisonläufe 3 und 4 austrugen. Im ersten Rennen nutzte Valentino Catalano im Duquene eine Kollision zwischen den bis dahin führenden Mikkel Johansen und Matthias Bjerre Jakobsen in der allerletzten Kurve zum Sieg. Mattis Pluschkell, der ebenfalls in den Zwischenfall verwickelt wurde und sich drehte, steuerte seinen Duquene immerhin noch als Dritter hinter dem Ligier von Pavel Lefterov ins Ziel. Im Sonntagsrennen siegten Maksymilian Angelard und Partner Pluschkell vor Soufi/Lefterov und Cirelli/Jakobsen.
Erwartungen übertroffen
Aber nicht nur auf dem 4,5 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs wurde den Zuschauern jede Menge geboten. Die Sonderausstellungen zu Jim Clark und dessen Weggefährte Kurt Ahrens zogen die Fans ebenso in Scharen an wie die Autogrammstunden mit beliebten Fahrerlegenden, die zahlreichen Verkaufsstände, die Slotcar-Bahn im Kongress-Pavillon und die ADAC Erlebniswelt. Die Aktionsfläche an der Osttribüne war Schauplatz diverser Attraktionen und Mitmachaktionen. So konnten sich die Besucher auf der E-Kartbahn und im Formel-1-Simulator versuchen. Für die Kleineren ging es auf der Bobbycar-Piste zur Sache. Und auf dem Markenclubgelände gab es für Autoliebhaber Hunderte von Old- und Youngtimern zu bestaunen.
Insgesamt zogen die Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH, Jorn Teske und Jochen Nerpel, einmal mehr ein rundum positives Fazit aus dem Wochenende: „Die ADAC Hockenheim Historic erfreut sich stetig wachsenden Zuspruchs, sodass wir mit 45.000 Fans erneut einen Besucherrekord vermelden können. Besonders erfreulich ist, dass historischer Motorsport Zuschauer aller Altersgruppen anspricht und damit sehr zukunftsträchtig ist. Das Konzept des offenen Fahrerlagers kommt gut an, ebenso das bunte Rahmenprogramm. Als eine der bedeutendsten Classic-Veranstaltungen profitiert die Hockenheim Historic von der engen Zusammenarbeit mit dem ADAC, der nicht nur das Titelpatronat innehat, sondern auch zur Qualität und Vielfalt des Events beiträgt. Unsere Erwartungen, die bereits durch den starken Vorverkauf hoch waren, wurden nicht nur in Bezug auf die Besucherzahlen deutlich übertroffen, sondern auch hinsichtlich der Gesamtqualität der Veranstaltung. Ein großer Dank gilt allen Beteiligten – ob Organisatoren, Helfern, Partnern oder Teilnehmern – die mit ihrem Engagement zum Erfolg beigetragen haben.“
Der nächste Termin steht bereits fest: Die 21. Auflage des dreitägigen Motorsport-Festivals findet vom 8. bis 10. Mai 2026 statt.